Oft wird von traditioneller Seite der Muslime behauptet, alles was immer der Prophet auch gesprochen habe, sei eine Inspiration Gottes gewesen. Solch eine Behauptung ist meistens der Anfang, um den Gebrauch der Zweitquellen zu unterstützen bzw. zu beweisen.
Was oft bei solchen unkorrekten Interpretationen vergessen geht, ist, dass der arabische Prophet nicht nur ein Prophet Gottes war, sondern ein spiritueller Führer und er war auch der weltliche Führer des neuen muslimischen Staates, ein Ehemann, ein Vater und er hatte zahlreiche Aufgaben.
Wie wir aus einer koranischen Perspektive sehen können, waren es nur seine Äusserungen, welche er als Prophet Gottes getan hatte, die beschützt wurden, da diese der Koran selbst waren.
Leider werden wie immer Verse des Korans isoliert betrachtet, um ein solches Missverständnis untermauern zu können. Einer dieser Verse ist folgender:
053:003
"Noch sprach er aus eigenem Wunsch.".
Ohne den dazugehörigen Kontext impliziert dieser Vers, dass ein menschlicher Prophet automatisch keinerlei Fehler machen kann und nur die Worte Gottes sein Mund verlassen. Wenn wir jedoch den Kontext studieren, wird klar, dass dieser Vers eine Referenz an den Quran darstellt und sein Sprechen in Funktion als Gottes Prophet.
Die Tatsache, dass der folgende Vers ausdrücklich festhält, dass er durch eine ausserordentliche Kraft gelehrt wurde, die er sah, macht es absolut klar, dass dies eine Referenz nur zum Koran darstellt und seine Aussagen als Prophet Gottes, der den Menschen das Wort Gottes übermittelt. Wir müssen dabei festhalten, dass Gott nie gesehen werden kann.(42:51)
So kann zusammenfassend gesagt werden, dass auch wenn in diesem Kontext klar informiert wird, dass die Reden des Propheten niemals irren würden oder fehlerhaft seien, dies nur der Fall ist, wenn er eine Inspiration erhielt und diese weitergab.
Die Tatsache, dass nicht alle Taten oder Reden Muhammads - Friede auf ihm- inspiriert wurden, sehen wir klar bei folgendem Vers:
066:001
“O Prophet! Warum verbietest du, was Gott für dich erlaubt hat? Du willst deinen Frauen gefallen! Aber Gott ist der Oft Vergebende, Allbarmherzige.”
Jedoch wurde die Inspiration des Propheten im Respekt zum Koran durch Gottes Beschluss geschützt.
015:009
“Wahrlich, wir haben die Erinnerung (Arabisch: Dhikr) offenbart und wir werden sie sicherlich beschützen.(Arabisch: Hafizun)”
Es gibt also keinerlei Bestätigung vom Koran, dass alle Äusserungen oder Praktiken des Propheten bei Gott inspiriert waren. Die Referenz in 53.3 deutet nur zu seinen Äusserungen in seiner Aufgabe als Prophet Gottes hin, welche von einer grossartigen Macht gelehrt wurden 53.5. Diese Äusserungen jedoch sind tatsächlich geschützt von Gott 15.9
Wer kann WAHI empfangen? (42.52)
Oftmals, wenn wir den arabischen Ausdruck Wahi in muslimischen Büchern anschauen, wird er als Prophetische Inspiration verstanden.Wir werden jedoch aus einer koranischen Perspektive sehen, dass eine solche Begrenzung nicht korrekt ist.
Die arabische Wurzel 'W-H-Y' meint zu offenbaren, zu zeigen, aufzudecken, zu bezeichnen, zu suggerieren, ein Signal, zu inspirieren oder auf etwas hinzuweisen. [1][2]
Schauen wir den folgenden Koranvers an:
042.051
"Es gehört sich nicht für irgendein Menschenwesen (Arabisch: l-basharin) dass Gott zu ihm spricht, ausser durch (Arabisch: wahyan), oder hinter einer Abgrenzung (Arabisch: hijabin), oder durch senden eines Gesandten, dem er mit seiner Erlaubnis offenbart (Arabisch: fayuhiya), was er will, weil er der Höchste, der Weise ist."
Das arabische Wort 'l-basharin' im obenstehenden Vers beinhaltet irgendein Mensch oder Lebewesen und nicht jemanden speziellen. So ist der Ausdruck fuer die gesamte Menschheit.
Der Vers macht klar, wie Gott mit Menschen kommuniziert.
- Durch Inspiration/Suggestionen/ Hinweise etc. (wahi)
- Hinter einer Abgrenzung/Vorhang (Hijab) – beachte Prophet Moses (Friede sei auf ihm) Beispiel unten
- Bei senden eines Gesandten
(1) Durch Inspiration, Suggestion, Hinweise etc. (Wahi)
Es ist klar, dass Gottes Kreation befähigt sind, Wahi von Ihm zu erhalten, auf verschiedenste Weise, beispielsweise:
(i) Die verschiedenen Himmel wurden inspiriert (awha) um eine bestimmte Funktion zu erfüllen (41:12)
(ii) Die Bienen werden inspiriert, (awha) Behausungen in Bäumen und Bergen zu bauen (16:68)
(iii) Die Erde wird inspiriert (awha) werden am Tage des Gerichts (99:5)
(iv) Im Bezug auf Menschen, welche nicht Gesandte waren, sehen wir die Mutter von Moses (Friede auf ihm), welche Inspiriert wurde, d.h. Erhielt 'awha' , ihr Baby in den Fluss zu werfen und sich nicht zu fürchten. (28:7).
So ist es ersichtlich von diesen Versen, dass Menschenwesen (bashar) die Möglichkeit haben, inspirierte Vorschläge von Gott zu erhalten, ein Gedanke ins Herz oder Verstand oder ein Zeichen, wie etwas verstanden werden soll.
(2) Hinter einer Abgrenzung/Vorhang (HIJAB) – Gott kann niemals gesehen werden
Gott kommuniziert mit Menschen ausschliesslich hinter einer Barriere. Es muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass Gott, als er mit Moses sprach, für Moses unsichtbar blieb.(4:164)
Der Koran macht es klar, dass niemand Gott sehen kann.
Sogar eine indirekte Manifestation von Gottes Mächtigkeit liess den Berg zu Staub zerfallen. Prophet Moses fiel ohnmächtig zur Erde. 7:143.
Diese Barriere, der 'Hijab' zwischen Gott und Mensch kann niemals überwendet werden.
(3) Bei Senden eines Gesandten
Gott also sandte Gesandte zu den Menschen als ein Teil seiner Rechtleitung (7:35). Dies als eine Form der Kommunikation, welche schon immer existierte und fortdauern wird.
Das Imperfekt des Verbes 'yuhi' , welches in Vers 42:51 benutzt wurde, wird im Koran immer gebraucht, um auf die Offenbarunen , die Gesante erhalten zu beschreiben. Beispiele 3:44, 8:12, 11:49, 12:102, 12:109, 16:43, 21:7, 21: 25, 34:50 and 42:3. Jedoh wurde derselbe Ausdruck auch für die satanische Inspiration gebraucht. 6:112 und 6:121.
So ist das Verb 'yuhi' nicht nur beschränkt auf 'göttliche' Offenbarungen und sein allgemeiner Gebrauch, er umfasst Inspiration im weiteren Sinne, ob gut oder schlecht.
Weiter , die Möglichkeit „wahi“ zu erhalten auf bestimmte Individuen zu beschränken, ist aus einer koranischen Perspektive unkorrekt. Alle Menschenwesen haben die Möglichkeit, in irgend einer Form inspiriert zu werden.
Die Mutter Moses war kein Prophet und wurde inspiriert ) wie auch die Bienen. Sie wurden von Gott inspiriert um ihren Möglichkeiten entsprechend eine spezielle Tätigkeit auszuführen. (16:68).
Jedoch ‘wahi’ in Bezug auf Prophetenschaft ist für die Menschheit beendet.(khatama nabiyana 33:40) mit P Prophet Muhammad. (Friede auf ihm)
Schlussfolgerungen
Zusammengefasst, alle Menschenwesen haben die Möglichkeit, „wahi“ von Gott zu erhalten in der einen oder anderen Form, in manchen Fällen, um die Menschen zu warnen.
016:002
Er sendet die Engel mit der Inspiration durch seinen Befehl auf wem es Ihm gefällt von seinen Dienern, sagend: Warne, dass es keinen Gott ausser mir gibt, und somit sei vorsichtig (im Hinblick deiner Verpflichtung) gegenüber mir.
040:015
Der Erhöher der Ränge, der Herr des Thrones. Er bringt den Geist seines Befehles über wen er will von seinen Dienern , damit er vom Tage des Zusammenkommens warne.
Dies war der Fall des arabischen Propheten Muhammads. Der folgende Vers
(42:52) macht es absolut klar, dass der Prophet vor seiner Berufung nichts wusste von Offenbarung, noch hatte er ein Konzept des richtigen „Imans“ (Glaubens). Er war ein Mensch von bestem Charakter (68:4), ihm wurde 'wahi' gegeben, er wurde der erste Ergebene (6:163, 39:12) und konnte dann folglich andere rechtleiten.
042:052
"Und so offenbarten wir dir ein inspiriertes Buch durch unseren Befehl. Du wusstest nicht (Arabisch: ma kunta), was das Buch war (Arabisch: ma-lkitabu), noch den Glauben (Arabisch: la imaanu), doch wir machten es zu einem Licht, rechtleitend damit, wen es uns gefällt von unseren Dienern, und ganz sicher zeigst du den Weg zum richtigen Pfad.
Prophet Muhammad (Friede auf ihm) erhielt nicht nur „wahi“ als Prophet Gottes, sondern auch in anderen Kapazitäten. Es gibt einen Hinweis auf dies in Vers 66:3 wo die Wahrheit einer bestimmten Situation ihm klargemacht wurde, in seiner Kapazität als Ehemann. Dieser Typ der Manifestation der Wahrheit ist offen für alle Sterbliche.
Quellen
[1] WEHR. H, A Dictionary of Modern Written Arabic, Edited by J.Milton Cowan, 3rd Edition, Spoken Languages Services Inc. 1976, Page 157
[2] LANE. E.W, Edward Lanes Lexicon, Williams and Norgate 1863; Librairie du Liban Beirut-Lebanon 1968, Volume 8, Supplement, Page 3050
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