Donnerstag, 29. März 2012

Ein Kamel oder ein Seil?



Dieser Artikel wurde geschrieben, als eine Antwort auf den Artikel Feuerkamele . Siehe nachfolgenden Link. http://www.alrahman.de/koran/fehler-in-koranuebersetzungen/7-feuerkamele
Es soll damit nicht die Arbeit der Autoren von AlRahman in Frage gestellt werden, eher ist es ein Hinweis darauf, dass dieser Ausdruck sich auch schon in der Bibel findet und parallel dazu eine theologische Diskussion ausgeloest hat.
So sehen wir wieder einmal mehr die Uebereinstimmungen der Schrift. Gelobt sei Gott der Welten.
"Das Kamel und das Nadelöhr", Matthäus 19:24, Markus 10:25, Lukas 18.25

Nur wo ist das Tor in Jerusalem?

"Es ist leichter für ein Kamel durch ein Nadelöhr zu gehen, als ein Reicher ins Reich Gottes zu kommen." (Matthäus 19:24)

In den letzten zwei Jahrhunderten war es üblich im Unterricht der Sonntagsschule, diese Passage hingehend zu erklaeren, dass es ein Tor in Jerusalem- genannt Nadelöhr gaebe-, durch das ein Kamel nicht passieren könnte, nur wenn es sich bückte und sich all seines erste Gepäckes zuerst entfernt haette. Nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die wichtigsten Tore geschlossen wurden, müssten Reisende oder Kaufleute diese kleineren Tor nutzen, durch welches das Kamel nur gehen konnte, wenn unbelastet und auf den Knien kriechend ! Großes Predigtmaterial, die Parallelen aufzeigend, wir wir zu Gott kommen, auf den Knien, ohne all unser Gepäck. Eine schöne Geschichte und ein ausgezeichnetes Gleichnis für das Predigen aber leider unbegründet und unbeweisbar! 

Seit dem dem 15. Jahrhundert und möglicherweise schon im 9. Jahrhundert , jedoch nicht bevor, wurde dies Geschichte weitergesagt, aber es gibt keine Beweise für ein solches Tor, noch Aufzeichnungen der Rüge an den Architekten, der es vielleicht vergessen hat, ein  Tor groß genug für das Kamel und Reiter anzufertiegen, damit jene ungehindert passieren konnten.


Variationen dieses Themas erzaehlen, es handle sich um antike Pensionen mit kleinen Eingängen oder die Geschichte einer alten Passstraße als "Nadelöhr", so schmal, dass Kaufleute von ihren Kamelen absteigen mussten, um damit leichtere Beute für Räuber zu werden, welche dort auf der Lauer lagen.

Zerfleischtes Griechisches vielleicht?

Es gibt einige Unterschiede in der griechischen Uebertragung. Die Nadel in Matthäus und Markus ist ein „Rafic“. Bei Lukas ist es ein „belone.“ Aber beide sind Synonyme für Nadeln zum Nähen, aber der Ausdruck bei Lukas ist eher eine chirurgische Nadel als von einer Naeherin verwendet.

Eine andere mögliche Lösung kaeme von der Möglichkeit eines griechischen Druckfehlers. Der Vorschlag dazu waere, dass das griechische Wort kamilos ('Kamel') eigentlich „kamêlos“ heissen sollte, was 'Kabel, Seil' bedeutet, wie manche späteren Manuskripte des Neuen Testament tatsächlich aufweisen. Sicherlich ist es einfacher, dass ein Seil (aus Baumwollfaden) durch eine Nadel passt als dass ein Reicher das Reich betreten wird. Eine saubere Lösung, aber unnötig!

Zu der oben erwaehnten Theorie wurde erklaert, dass die obengenannte Nadel eine 6-Zoll-Teppich Nadel und das Seil aus Kamel-Haar gemacht waere, aber dies klammert sich wiederum an Strohhalme oder Kamelhaar, und ist eine unnötige Erklaerung.

in Aramäisch macht es Sinn

Eine alternative sprachliche Erklärung von George M. Lamsa findet sich in der syrisch-aramäisch Uebersetzung „Peshitta“ , die das Wort "Seil" im Haupttext uebersetzt, jedoch in einer Fußnote zu Matthäus 19.24 erwaehnt, dass das aramäische Wort „Gamla“ Seil und Kamel bezeichnen kann, vielleicht deshalb, weil die Seile aus Kamelhaar gefertigt wurden.  Ein Beleg dafür kommt auch aus dem 10. Jahrhundert durch den aramäischen Lexikograph Mar Bahlul, der dem Wort die Bedeutung verleiht als "einen großen Seil verwendet, um Schiffe zu binden". (Vgl. http://www.aramaicnt.org/HTML/LUKE/evidences/Camel.html)

Einige haben sogar ein Wortspiel in aramäischer Sprache vorgeschlagen und schlugen Mücke oder Laus vor aus dem Aramäischen „Kalma“ 'Ungeziefer, Laus'.

So wie die apokryphen Petrus und Andrew 3 soll der Spruch nicht wörtlich als Kamel und Nadel uebersetzt werden, sondern sei literarisch zu verstehen. Es sei dazu gedacht, die scheinbare Schwierigkeit aufzuzeigen, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht. Für die Schwierigkeit ist nicht wichtig , ob sie real ist, so dass nicht durch textliche Betrügerei einen literaren Ausdruck erklaert werden muesse.

Vielmehr haben wir damit, glaube ich, eine schöne hebräische Übertreibung, wie wir es beispielsweise in der Allegorie „des Baumes, der aus dem Auge ragte , während ein Splitter im fremden Auge entfernt wird!“ Tatsächlich nutzt die jüdische Talmud-Literatur eine ähnliche Aphorismus wenn sie von einem Elefanten spricht, der durch ein Nadelöhr geht, als eine Redensart , welche aufzeigen will, dass etwas unwahrscheinlich oder unmöglich ist:
"Sie koennen keinem Mann eine Palme aus Gold zeigen, noch ein Elefanten geht durch das Nadelöhr." 4

Das Kamel war das größte Tier, welches regelmäßig in Israel gesehen wurde, während in Regionen, in denen der babylonische Talmud geschrieben wurde, der Elefant das größte Tier war. So ist der Aphorismus kulturell von einem Kamel zu einem Elefanten geworden, um in Regionen außerhalb von Israel übersetzt werden zu koennen.

Das Ziel ist also nicht, das Paradox weg zu erklären, und die Nadel zu einer riesigen Teppichnadel zu transformieren. Die jüdischen Schriften verwenden das "Nadelöhr" an anderen Orten als ein Bild eines sehr kleinen Ortes, "ein Nadelöhr ist nicht zu schmal für zwei Freunde, aber die Welt ist nicht breit genug für zwei Feinde. "6. Die lächerlichen Kontrast zwischen der geringen Größe der dem Nadelöhr und dem größten einheimischen Tier ist es, welche die grosse Unwahrscheinlichkeit ausdruecken soll.

Die Juenger Jesu glaubten, dass Reichtum und Wohlstand ein Zeichen des Segens Gottes (vgl. Leviticus und Deuteronomium) waren. So argumentierten sie mit Unfassbarkeit mehr entlang der Linie, dass, "wenn die Reichen, die so sind wegen der Kraft von Gottes Gerechtigkeit mit ihren Gueter als ein offensichtlicher Segen , nicht gerettet werden können, wer kann es dann?". Spätere Christen haben den Reichtum als Hindernis für das Heil gesehen.

Aber darüber hinaus finden wir fuer das Beispiel der Unmöglichkeit , die bei Gott möglich ist, überall im jüdischen Midrasch Einträge:


"Der Heilige sagte, oeffne für mich eine Tür , so groß wie ein Nadelöhr, und ich werde für euch eine Tür oeffnen, durch die Zelte und [Kamele?] gehen koennen" 7


Mit anderen Worten: Um Gott zu erkennen,braucht man nur einen Spalt zu oeffnen, um dann in ein Zimmer voller gruener Pflanzen, eine lustvolle Oase zu kommen.
Abschliessende Gedanken


Ein kurzer Überblick über Predigten oder Suche im Internet zeigt, wie viele den Mythos des kleinen Tores in Jerusalem verewigen. Die Ungenauigkeit kann harmlos erscheinen, aber es ist weder intellektuell vertretbar noch vorbildlich.

Die übertriebene Größe und der Kontrast ist gewollt und stellt ein offenes Urteil über Reichtum und Armut dar. 
Jesus reflektiert, wie schwer es oft ist für die Reichen ist, in das Reich Gottes eingehen, da sie an ihren Besitztuemern haengen.. Die Reichtümer sind eine Ablenkung und schwer zu teilen, wenn man sein Herz zu sehr an sie haengt. 
Die Verwunderung der Jünger war, dass wenn sogar die Reichen nicht errettet werden koennen, wer dann? Aber das Urteil ist, dass selbst die Reichen, nicht nur die Reichen, es unmoeglich finden , sich selbst zu retten - aber bei Gott sind alle Dinge möglich.

Quellen
http://www.biblicalhebrew.com/nt/camelneedle.htm

1. Hauptsächlich 11. Jahrhundert oder später, und in einem 9./10 Jahrhundert Manuskript, aber alle frühen Handschriften und Zitaten bei den Kirchenvätern aus dem 3. bis zum 8. Jahrhundert haben 'Kamel' nicht 'Seil'.
2. Das Neue Testament nach der Ost-Text, George M Lamsa, 1940, xxiv und Notiz auf Matthäus 19:24.
3. "
 "13 There was a rich man named Onesiphorus who said: If I believe, shall I be able to do wonders? Andrew said: Yes, if you forsake your wife and all your possessions. He was angry and put his garment about Andrew's neck and began to beat him, saying: You are a wizard, why should I do so? 14 Peter saw it and told him to leave off. He said: I see you are wiser than he. What do you say? Peter said: I tell you this: it is easier for a camel to go through a needle's eye than for a rich man to enter the kingdom of God. Onesiphorus was yet more angry and took his garment off Andrew's neck and cast it on Peter's and haled him along, saying: You are worse than the other. If you show me this sign, I and the whole city will believe but if not you shall be punished. 15 Peter was troubled and stood and prayed: Lord, help us at this hour, for thou hast entrapped us by thy words. 16 The Saviour appeared in the form of a boy of twelve years, wearing a linen garment 'smooth within and without', and said; Fear not: let the needle and the camel be brought. There was a huckster in the town who had been converted by Philip; and he heard of it, and looked for a needle with a large eye, but Peter said: Nothing is impossible with God rather bring a needle with a small eye. 17 When it was brought, Peter saw a camel coming and stuck the needle in the ground and cried: In the name of Jesus Christ crucified under Pontius Pilate I command thee, camel, to go through the eye of the needle. The eye opened like a gate and the camel passed through; and yet again, at Peter's bidding. 18 Onesiphorus said: You are a great sorcerer: but I shall not believe unless I may send for a needle and a camel. And he said secretly to a servant: Bring a camel and a needle, and find a defiled woman and some swine's flesh and bring them too. And Peter heard it in the spirit and said: O slow to believe, bring your camel and woman and needle and flesh. 19 When they were brought Peter stuck the needle in the ground, with the flesh, the woman was on the camel. He commanded it as before, and the camel went through, and back again. 20 Onesiphorus cried out, convinced and said: Listen. I have lands and vineyards and 27 litrae of gold and 50 of silver, and many slaves: I will give my goods to the poor and free my slaves if I may do a wonders like you. Peter said: If you believe, you shall. 21 Yet he was afraid he might not be able, because he was not baptized, but a voice came: Let him do what he will. So Onesiphorus stood before the needle and camel and commanded it to go through and it went as far as the neck and stopped. And he asked why. 'Because you are not yet baptized.' He was content, and the apostles went to his house, and 1,000 souls were baptized that night." (Acts of Peter and Andrew vv.14-21, The Apocryphal New Testament, M R James, Oxford: Clarendon Press, 1924, p459).
4. Babylonischen Talmud, Berakoth, 55b
5. Babylonischen Talmud, Baba Meẓi'a, 38b
6. Quelle zurückverfolgt vgl. aber nicht. Midrasch Rabba, Genesis 1,3
7. Midrasch Rabba, Das Hohelied, 5.3;. Cf Pesiqta R., 15, hrsg. Friedmann, p.70a; Soncino Zohar, Vayikra 3, p95a

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