Freitag, 16. März 2012

Mehrehe- eine Belohnung fuer Männer?



Die Mehrehe im Islam gibt immer wieder Stoff zu Spekulationen. Einerseits wird sie verteidigt, dies natürlich vor allem von traditioneller Seite und Seitens der Männer, andererseits in Frage gestellt, dies vor allem von westlichen Gesellschaften und den Frauen. Sind wir einmal ehrlich und würden uns das umgekehrte Szenarion vor Augen führen, dass nämlich Frauen bis zu vier Männer heiraten dürften, dann wäre die Polygamie schon lange abgeschafft, um unnötiges Blutvergiessen seitens der Männer zu vermeiden...(Vor allem, wenn wir uns in der arabischen Welt umschauen, wo die Männer besitzergreifend und eifersüchtig sind. Es steht mir fern, alle in einen Topf schmeissen zu wollen, aber die Erfahrung bestätigt meine Worte)

Aber ja, weshalb eigentlich nicht vier Männer? Es gibt kein Verbot im Koran, das dies verbietet, mag man da einwenden. Ja, das stimmt. Fairerweise muss ich jedoch den muslimischen Klerikern recht geben, wenn sie als guten Grund eines Verbotes für die Mehrehe Frauenseits einwenden, dass dies von der biologischen Stellung der Frau als Mutter abzulehnen sei. Für mich ist dies ein plausibles Argument. Zwar kann heutzutage die Vaterschaft nachgewiesen werden, aber es haben noch lange nicht alle Paare die Mittel dazu, einen solchen Test auch durchzuführen. Weiter sähe ich die Gefahr, dass die Frau noch mehr zu einer „Gebärmaschine“ umfunktioniert würde, da sicher der Kinderwunsch nicht nur bei einem der Männer vorhanden wäre... So wäre die Frau sehr wahrscheinlich gezwungen, dauernd auszutragen und zu stillen, noch mehr, als es bei einer Einehe der Fall sein kann....

Ein kleiner vertiefter Blick in den Koran

Rot sehen wir die Uebersetzung von AlRahman und gruen die von Asad.

4.1-4
O Ihr Menschen! Fürchtet euren Herrn, der euch aus einem einzigen Wesen erschaffen hat! Aus ihm erschuf Er seine Gattin. Aus beiden ließ Er viele Männer und Frauen entstehen, die sich überall verbreiteten. Fürchtet Gott, Dessen Namen ihr euch bei allen Fragen bedient, und beachtet die Blutsverwandtschaft! Seid euch dessen bewußt, daß Gott euch genau beobachtet!

Den Waisen sollt ihr ihr Vermögen geben. Ihr dürft ihnen nicht nur das Schlechte geben und euch das Gute aneignen. Fügt ihr Vermögen nicht dem Euren hinzu! Wer das tut, bürdet sich eine schwere Schuld auf.

Wie ihr zu befürchten habt, den Waisen gegenüber ungerecht zu sein, so sollt ihr euch gleichfalls davor zurückhalten, eure Frauen durch Ungerechtigkeit zu betrüben. Zwei, drei oder höchstens vier könnt ihr zugleich heiraten unter der Bedingung, sie alle gleich mit Gerechtigkeit zu behandeln. Fürchtet ihr, nicht gerecht sein zu können, so heiratet nur eine, oder begnügt euch mit euren leibeigenen Frauen! So bleibt ihr bei der Gerechtigkeit (und vermeidet, viele Kinder zu haben, für die ihr nicht aufkommen könnt).

Und wenn ihr Grund habt, zu fuerchten, dass ihr nicht gerecht gegen die Waisen handeln moegt, dann heiratet von Frauen solche, die euch erlaubt sind, zwei, drei oder vier, aber wenn ihr Grund habt zu fuerchten, dass ihr nicht faehig sein moegt, sie mit gleicher Fairness zu hehandeln, dann eine oder jene die ihr rechtmaessig besitzt. Dies wir es eher wahrscheinelich machen, dass ihr nicht vom rechten Kurs abweicht.

Den Frauen habt ihr die ihnen zustehende Brautgabe (voll und ganz) zu geben. Sollten sie euch wohlwollend etwas davon erlassen, dürft ihr es annehmen und davon ohne Bedenken Gebrauch machen.

Diese Sura wurde ZUM SCHUTZ DER FRAUEN offenbart, nicht , um den Männern zu ermöglichen, mehrere Frauen grundlos zu heiraten oder noch schlimmer, Mädchen zu heiraten...Hierzu ist zu erwaehnen, dass im arabischen das Wort „yatim“ nur fuer Kinder ohne Vater oder ohne Vater und Mutter gebraucht wird. Ein Kind, dessen Mutter gestorben ist, zaehlt nicht als yatim.

Im ersten Vers sehen wir den Hinweis, dass wir alle voneinander sind, gleichwertig, niemand soll sich besser fühlen als ein anderer. Im zweiten Vers wird gesagt, dass das Vermögen von Waisen gerecht verwendet werden muss.Es ist ja nicht so, dass alles Waisen automatisch arm und mittellos sein müssen. Die Gefahr eines Missbrauches besteht sehr wohl, wenn ein Vormund vor seiner Nase die Reichtümer seines Mündels sieht, jedoch nicht davon nehmen darf. Gott ermahnt ihn klar, nicht von ihrem Geld für sich selbst 'abzuzwacken' .

Der dritte Vers erklaert nun die Gerechtigkeit.
So sind also diese Waisen entweder Kinder oder Kinder und ihre Mütter. Normalerweise ist ja der Vormund dieser selber schon verheiratet und muss sich nun noch um diese Waisen kümmern. Falls er befürchtet, den Waisen nicht die nötige Fürsorge, Gerechtigkeit wie seiner eigenen Familie zukommen zu lassen, kann er entweder die Waisenmütter heiraten oder andere Frau (en), je nachdem, für wie viele Waisen er verantwortlich ist. So ist am ehesten gewährleistet, dass er gegenüber allen gerecht handelt und ihnen auch ein familiäres, liebevolles Umfeld bieten kann.

4.127
Sie fragen dich nach einer Entscheidung über die Frauen. Sprich: "Gott meldet euch die Entscheidungen über sie, und im Buch (im Koran) werden sie euch auch vorgetragen. Die verwaisten Mädchen, die ihr zu heiraten wünscht und denen ihr die ihnen zustehende Morgengabe nicht entrichtet, müssen gerecht behandelt werden; desgleichen die in eurer Obhut befindlichen minderjährigen Kinder. Ihr sollt für die Waisen gerecht sorgen! Was ihr an Gutem tut, weiß Gott genau.
Und sie werden dich fragen, sie ueber die Gesetzte bezueglich der Fauen aufzuklaeren. Sag, Gott klaert euch ueber die Gesetze bezueglich ihrer auf. Denn in dem , was euch durch diese goettliche Schrift ueber die Waisenfrauen (in eurer Obhut) uebermittelt wird, denen ihr, weil ihr selbst wuenschen moegt, sie zu heiraten, nicht das gebt, was fuer sie verordnet worden ist, und ueber hilflose Kinder und ueber eure Pflicht, die Waisen mit gerechtigkeit zu behandeln. Und was imme Gutes ihr tun moegt, siehe ,gott hat fuer wahr volles Wissen davon.

...Wa yastaftanuka fi nisaa' :qul illahu yuftikum fihinna wa ma yutla aleikum fil kitabi fi yatama annisaa' illati la tu'tuunahunna ma kutiba lahunna...

4.128
Wenn eine Frau Sorgen hat, weil ihr Mann ihr das Leben schwermacht oder sich von ihr abwendet, sollen beide eine Versöhnung anstreben, was das Beste ist. Die Menschen neigen dazu, mit dem Guten zu geizen. Wenn ihr gute Taten vollbringt und gottesfürchtig seid, weiß Gott das, da Ihm nichts entgeht.

Wenn eine Frau Grund hat, Misshandlung von ihrem Ehemann zu fuerchten, oder dass er sich von ihr abwenden koennte, soll es nicht unrecht fuer die beiden sein, die Dinge auf friedliche Weise zwischen sich in Ordnung zu bringen selbstsucht ist in menschlichen Seelen immer gegenwaertig. Aber wenn ihr gutes tut und euch Seiner bewusst seid, siehe, Gott ist fuerwahr all dessen gewahr, was ihr tut.

In 4.127 sehen wir bei den verschiedenen Uebersetzungen gut, wo das Problem dieses Verses liegt, je nach Übersetzung werden die Waisen als Frauen oder als Mädchen angeschaut.
Da er Ausdruck 'yatam al nisa illati wird entweder uebersetzt als 'die Waisenfrauen die' oder 'die Waisen der Frauen, die' . Das Relativpronomen illati ist feminin plural und kann sich nur auf die vorher erwähnten Frauen beziehen.

  1. so würde die erste Interpretation die erwachsenen Waisen bezeichnen
  2. die zweite jedoch die Mütter der Waisen

Ich tendiere zur ersten Übersetzung und zwar wegen des folgenden Ayas, indem der Grund für die Verordnung erklärt: weil ihr selbst wünschen mögt, sie zu heiraten, nicht das gebt, was für sie verordnet worden ist.
Dieser Satz ist eine klare Warnung an jene Männer, die das Fürsorgerecht über Waisen haben und über ihre Gueter und diese für sich selbst brauchen und sie den erwachsenen Waisen nicht aushändigen wollen, indem sie mit dem Gedanken spielen, die Waisen zu heiraten, um so legal in den Besitz ihrer Güter zu kommen.

Zu 4.128: Dies für mich ein allgemein gültige Aussage und bezieht sich auf eine Einehe sowohl als auch auf eine Mehrehe. Es ist jedoch eine Anspielung auf 'materielles Gut' vorhanden im Vers zu finden, da über die Selbstsucht gesprochen wird. Der Vers knüpft also im Thema an die vorhergehenden Ayas an und findet seinen Abschluss, indem Allah klar sagt, dass es niemals möglich sein wird, den Frauen gefühlsmaessig dasselbe zu geben.

So ist eine materielle und zeitliche Gerechtigkeit bei mehr als einer Frau ein absolutes MUSS , eine gefuehlsmässige Gerechtigkeit ist zwar nicht möglich, sollte aber angestrebt werden. Keine Frau sollte das Gefuehl haben, 'gleichsam in der Schwebe gelassen zu werden'. Der nächste Vers schliesst daran an: Wenn die Situation jedoch für eine der Frauen (wegen der gefühlsmässigen und /oder finanziellen Ungerechtigkeit) unertragbar geworden ist, dann ist es besser, sich zu trennen. Gott wird für beide aufkommen.


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