Mittwoch, 14. März 2012

Apostasie



Apostasie

Apostasie wird im Islam häufig definiert als Ablehnung gewisser Bestandteile (wie Worte, bestimmte Glaubensgrundsätze oder Taten) von einem Anhänger einer Religion.
Bei manchen (wenn nicht sogar allen) islamischen Rechtsschulen wird diese Ablehnung oder der Abfall mit dem Tod bestraft. Es gibt jedoch nirgends im Koran eine Vorschrift, die besagen würde, dass man ein Apostat mit dem Tode zu bestrafen habe. Eine Befürwortung dieser Strafe findet sich in den Zweitquellen des Islams.

Erstens und als Wichtigster Punkt sei herausgestellt, dass es absolut keinen Zwang in der Religion geben sollte und dass Glaubensfreiheit im Koran als Menschenrecht von Gott an deklariert wird.

018:029 (Teil)
"Und sag: die Wahrheit von deinem Herrn. Dann, wer immer will, soll glauben und wer immer will, der soll ablehnen..."


Es gibt Leute, die glauben und später vom Glauben abfallen.

004:137
jene die glauben, dann ablehnen, dann wieder glauben, dann wieder ablehnen und in ihrem Unglauben zunehmen- denen wird Gott nicht vergeben noch sie rechtleiten.

Das Thema des Unglaubens wird am Tage des Gerichtes beurteilt werden und nur Gott allein steht es zu, Apostaten zu bestrafen.

018:029
"Und sag: Die Wahrheit ist von deinem Herrn, so lass jene die wollen, glauben und jene, die wollen, ablehnen. Sicherlich haben wir für die Ungerechten ein Feuer bereitet, dessen Zeltdecke sie umfängen hält. Wenn sie um Wasser schreien, wird ihnen Wasser wie geschmolzenes Erz gegeben, welches die Gesichter versengt.- ein schlimmes Getränk und ein böser Rastplatz."

003:086-87
"Wie soll Gott Leute rechtleiten, die ablehnten, nachdem sie glaubten und nachdem sie Zeugen über die Wahrheit des Gesandten waren und nachdem die klaren Argumente zu ihnen kamen, und Gott leitet keine Unrechthandelnden recht. Jene, ihre Belohnung ist die Bestrafung Gottes den Engeln (Wächter) und den Menschen allesamt."

003.090
"Aber jene, welche den Glauben ablehnen, nachdem sie ihn akzeptiert haben, und dann in ihrem Unglauben zunehmen, niemals wird ihre Reue akzeptiert werden.Jene sind es, die vom rechten Weg abgeirrt sind."
Bitte vergleichen sie weiter: 2:217; 2:8-10; 5:54; 16:106

Tod ist im Koran nur in zwei Fällen beschrieben, niemals wegen Apostasie.

Beide Bestrafungen sind vom Staat auszuführen und nicht von Individuen

(a) Als Wiedervergeltung bei Totschlag oder Mord 4:92)
(b) Bei Verbreitung von Agression und Korruption im Land (5:33)
Dieser Vers wird weiter unten noch genauer erklärt.

Wenn wir 5:12 genauer anschauen, finden wir eine Diskussion mit den Kindern Israels, die zur Erwähnung der zwei Söhne Adams führt (5:27), von denen der eine den anderen umgebracht hat, weil sein Opfer nicht akzeptiert wurde.

005:032
"Von dieser Zeit an verordneten wir den Kindern Israel, dass, wer auch immer eine Seele tötet- ausser es sei als Wiedervergeltung für Mord oder Korruption im Land – es ist, als habe er die ganze Menschheit getötet, und wer immer eine Seele rettet, ist, als hätte er die ganze Menschheit gerettet. Und wahrlich kamen unsere Gesandten zu ihnen mit klaren Argumenten, aber trotzdem agierten manche von ihnen extravagant im Land "

  • Es gibt ganz einfach keinerlei Beweise oder auch nur die Erwähnung, die eine Todesstrafe fordern würde, vor allem schon gar nicht für Apostasie. Dass die Steinigung in keiner Weise mit dem Koranischen Recht zu tun hat, ist hoffentlich heute den meisten bekannt.
  • es ist absolut unglaubwürdig für einen Gläubigen anzunehmen, dass ein Prophet Gottes , der klare Offenbarungen erhalten hat, etwas Gegenteiliges befehlen würde.
069:044-47
"Und wenn er (Muhammad) etwas in unserem Namen erfinden würde, hätten wir ihn sicher an seiner Rechten gepackt und ihm seine Herzader zerschnitten, noch hätte ihn jemand von euch von uns fernhalten können. "

017:074-75
"Und wenn wir dich nicht gestärkt hätten, dann hättest du dich ihnen ein wenig zugeneigt. In diesem Fall hätten wir dich die doppelte Strafe schmecken lassen. In diesem Leben und im Jenseits – und du hättest keinerlei Helfer gegen uns gefunden."

Missinterpetationen des Korans

Isolierte Verse- aus ihrem Kontext gerissen- werden oft gebraucht, um eine Todesstrafe bei Apostasie zu verteidigen. Zwei der oft reziterten Verse als Beispiele:

004:089
"Sie wünschen, dass ihr ungläubig werdet wie sie ungläubig waren, so dass ihr würdet wie sie. So nehmt euch nicht von ihnen Schutzfreunde, bevor sie nicht auf Gottes Weg auswandern. Wenn sie sich jedoch zurückkehren (Tawallaw), dann stelle sie und töte sie, wo immer ihr sie findet, und nehmt nicht von ihnen Schutzfreunde oder Helfer. "

  • Wenn man den Kontext des Verses liest, wird die Aussage klar. Das zurückkehren oder abkehren ist in diesem Fall im Zusammenhang der Feinde, welche die Gläubigen bekämpfen, und hat nichts mit speziellen Worten, Glauben oder Ansichten zu tun.
  • Es gibt keine Erwähnung im oberen Vers von „Ungläubige“ die umkehren im Glauben. Der nächste Vers zementiert den Kontext als Referenz zu jenen, welche die Gläubigen bekämpfen, sobald sie eine Chance dazu erhalten.
004:090
"Ausser jenen, die sich einer Gruppe anschliessen, die mit euch einen Friedensvertrag geschlossen haben, oder jene, die zu dir kommen mit Herzen die nicht mit ihren Leuten und nicht mit euch kämpfen wollen. Wenn Gott gewollt hätte, hätten wir ihnen Power über euch gegeben, und sie hätten gegen euch gekämpft. So, wenn sie sich von euch fernhalten und nicht kämpfen und euch Frieden anbieten, dann hat Gott euch keinen Weg gemacht (gegen sie vorzugehen)"

Dies ist klar keine Referenz zur Apostasie.

005:033-4
Die Bestrafung derjenigen, die Komplotte schmieden (Kriege führen) gegen Gott und seinen Gesandten und sich bemühen im Land Unheil zu stiften (Arabic: ardi-fasaadan) ist,dass sie getötet oder gekreuzigt werden oder dass ihnen die Hände und füsse wechselseitig abgehackt werden, oder dass sie vom Land vertrieben werden.Dies ist eine Schande im Diesseits und im Jenseits gibtes für sie gewaltige Strafe.- ausser jenen, die bereuen, bevor ihr Macht über sie habt. In diesem Fall wisst, dass Gott Allvergebend, Barmherzig ist. ”

Dieser Vers soll später noch genauer angeschaut werden. Zu bemerken ist, das Exil eine Alternative zur geforderten Strafe darstellt. Es muss auch angemerkt werden, dass „fasaad“ nicht eine kleine Sache darstellt, sondern ein gewaltiges Unrecht (vergleichbar mit neueren Beispielen in der Geschichte von despotischen Gewaltherrschern, die ihr Volk mit Giftgas töten oder massakrieren...)
  • Beide Verse jedoch haben nichts mit Apostasie zu tun.
Schlussfolgerungen:

Das Töten von Apostaten als eine Bestrafung nur deshalb, weil man einer bestimmten Religion glaubt, ist in keiner Weise sanktioniert im Koran.

Gezwungener Glaube ist keine Glaube

Der Koran bestätigt mehrere Male die Tatsache, dass- wenn er gewollt hätte – alle rechtgeleitet hätte. Er gab so der Menschheit die Freiheit zu wählen zwischen richtig und falsch. Er gab uns durch seine Gesandten und seine Offenbarungen seine Argumentation, um die Wahrheit finden zu können. Danben können wir zahlreiche Wunder in unserer Umwelt mit unseren Augen sehen, vielfach schenkt er uns die Möglichkeit, Dinge, die er erwähnt in den Schriften, mit eigenem Leib zu erfahren, um darüber nachdenken zu können. (als Beispiel sei hier der Schlaf als kleiner Tod angeführt.)

Ob jemand nun glaubt oder nicht glaubt, nirgends im Koran findet sich in irgendeiner Form die Andeutung, dass jemand zum Glauben gezwungen werden soll. Es bleibt eine individuelle Wahl jedes einzelnen.
Die obenerwähnten Verse von Sura 9 werden oftmals fälschlicherweise dazu benutzt, um ein „Zwangskonzept“ zu rechtfertigen.

Anordnungen an den Propheten-Friede sei auf ihm

010.099
'Wenn es der Wille des Herrn gewesen wäre, hätten alle, die auf Erden sind, geglaubt. Willst du denn die Menschheit gegen ihren Willen zum Glauben zwingen?"

006.149
Sag – Bei Gott ist das letzte Argument– Hätte er gewollt, hätte er euch allesamt rechtgeleitet.”

002:256
"Es gibt keinen Zwang in der Religion.Wahrheit steht klar gegen das Falsche, wer immer falsche Doktrine ablehnt und an Gott glaubt, der hält sich an der stärksten Handhabe, die niemals bricht. Und Gott hört und weiss um alle Dinge."

010:100
"Keine Seel kann glauben, ausser Gott will es, und er wird (Rijsa) Abnormalität, Unsauberkeit, Verwirrtheit für jene bestimmen, die nicht nachdenken.“

Der Prophet wird streng dazu angwiesen, nicht traurig zu sein

006:035
"Und wenn ihre Ablehnung dich traurig macht, so mache einen Weg in die Erde oder eine Leiter in den Himmel, so dass du ihnen ein Zeichen bringen kannst (um sie alle zu konvertieren). Wenn Gott gewollt hätte, hätte er sie allesamt in Rechtleitung zusammengeführt. So sei nicht von den Unwissenden. (Arabisch: Jahileen)"

Der Unglaube wird am Tage des Gerichts gerichtet Werden

018:029
"Und sag: Die Wahrheit ist von deinem Herrn, so lass den, der will glauben und den, der will, nicht glauben. Wahrlich, wir haben für die Unrechthandelnden Decken von Feuer bereitet, die sie zudecken, und wenn sie für Wasser schreien, soll ihnen Wasser wie geschmolzenes Erz gegeben werden, dass ihre Gesichter verbrüht. Ein schlechter Trank und ein böser Rastplatz.“ Siehe weitere Verse oben.(3:086-87,3.090, 2:8-10; 5:54; 16:106 und andere)

  • diese Verse zeigen klar, wie oben schon erwähnt, dass der Glaube und Unglaube zyklisch wechseln kann, er ist nicht statisch.Wir sind immer in Gefahr des Abirrens und niemand soll sich zufrieden zurücklehnen und stolz auf seinen Glauben sein...

Die Aussage der Sura al Kafirun (Die Ungläubigen)

Diese kurze Sura bekräftigt die Aussage des Gesagten:

109.001-6
"Sag: O Ungläubige! Ich diene nicht dem, dem ihr dient. Noch werdet ihr dem dienen, dem ich diene. Und ich soll nicht dem dienen, dem ihr dient. Noch werdet ihr dienen, wem ich diene. Für euch eure Religion und für mich meine Religion."

Schlussfolgerungen

Die Aussage des Korans ist klar. Glaube kann nicht erzwungen werden. Der Glaube ist eine Sache nur zwischen dem einzelnen Individuum und seinem Herrn. Es ist eine Sache der persönlichen Auswahl.


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