Freitag, 23. Dezember 2011

Meine rosaroten Schokoladenhörner


Hilfe, wer kommt mit mir auf den Mond?

Im Moment möchte ich einfach davonfliegen können. Weg von den Menschen. Weg von Intoleranz und Besserwisserei. Weg von Anschuldigungen. Weg von Dogmas – Wo gibt es Frieden und Menschen, die einander nicht am liebsten die Augen aushacken möchten, weil sie nicht dasselbe glauben?
Mein Mann vertraut mir nicht und möchte mich am liebsten in der Hölle sehen, weil er findet, dass ich dem normalen Bild einer Muslima nicht mehr entspreche. Schlägt seinen Sohn, weil er wütend auf seine Frau ist, die es gewagt hat, ohne seine Einwilligung neue Pässe zu beantragen: Sein Misstrauen steht ihm ins Gesicht geschrieben. Was hat diese Abgefallene wohl für finstere Pläne? Böse Worte fliegen und reissen alte Wunden wieder auf, die schlecht verheilt waren. Kein Happy End in Sicht. Keine Erneuerung der Pässe. Keine Ferien. Keine Harmonie.
Islam ist Frieden. Sagt sich wunderschön. Im Moment könnte ich allen ins Gesicht lachen, die mit solchen scheinheiligen Worten die Leute hinters Licht führen. Sie sind gut, um die Beute ins Netz zu locken. Erst mal eingesponnen, hast du nur zwei Möglichkeiten:

Sei ruhig oder werde gefressen

Die andere Seite verteidigt ihr Christfest und wirft mir an den Kopf, dass ich nun gar nichts mehr verstünde von Religion: Da kann ich nur sagen: Halleluja und Danke. Herzlichen Dank, wenn ich endlich begriffen habe, dass Gott nichts mit Religion am Hut hat. Alle haben sie die Wahrheit gepachtet, von allen Seiten wirst Du geächtet und als Abtrünnig verschrieen. Es ist mir ziemlich egal geworden. Mein Herz schlägt nur eine Minute schneller aus Fassungslosigkeit darüber, dass eine solche Mentalität unter dem Deckmantel von Intelligenz sich jahrelang verstecken kann.

Eine tolerante, offene Fassade und dahinter nur versteckter Faschismus. Ich kaufe mir ein Ticket auf den Mond. Dort gehöre ich hin. Ich fühle mich nicht mehr als zur Erde gehörig. Ich habe riesige grüne oder rosa Schokoladenhörner, die anscheinend überall anecken und alle beleidigen, die sie nur sehen. Alle Schafe sind so blendend weiss, nur ich: klein, grau und schmutzig. Ich gehöre in den Abfallhaufen der Geschichte.

Wer ist hier, der mit mir kommt? Einen Ort sucht, an dem Frieden herrscht. Kein Wissenskrieg. Kein Bekehrungszwang. Kein „Du bist nicht wie ich geh weg“ oder „ Du denkst nicht wie ich dass ist falsch, hau ab“ oder „meine Ansichten sind alle gut, deine sind Sch...“ oder „du bist dumm“ oder „du verstehst nichts“ oder „ du bist keine Frau“ oder „ du bist keine Muslima“ oder „ du bist keine Christin“ oder , oder , oder. Wie wärs damit: Du bist kein Mensch!!!

Dann jauchze ich und drehe mich und meine Seele kann sich endlich erheben. Dann nämlich muss ich dieses dumme und fiese Spiel nicht mehr mitspielen. Dann muss ich eine Runde aussetzen im Spiel des Lebens. Hoffentlich so lange, bis es zu Ende ist.



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