Die Frauen und der Islam. Sprechen wir mit Muslimen (vorwiegend Männern) werden die uns ganz klar bestätigen, dass der Status der Frau im Koran viel besser sei als beispielsweise in der Bibel. Das kann nicht bestritten werden. Schauen wir uns dann jedoch um, wie zum Teil der Koran in die heutige muslimische Praxis umgesetzt wird, dann wird das Bild trübe und das Frauenbild ändert sich total.
Gepredigt wird Offenheit und Progressivität, gelebt und von den Frauen gefordert wird jedoch das Gegenteil. Dass die Frau im Hause zu bleiben habe, dass sie zu einem Spielzeug des Mannes degradiert werden kann, dass sie nicht arbeiten soll, dass sie ihre Pflichten gegenüber Gott nicht ausüben darf wie ein Mann (Fasten, Beten, Koran lesen), dass sie nicht an Begräbnisse gehen soll... Woher stammen dann diese Verfälschungen und Verdrehungen? Es sind ganz klar Keine Verordnungen des Korans.
Wir stossen auch hier wieder einmal auf die Zweitquellen des Islams. Nur aus jenen schöpfen patriarchalische Individuuen ihre fast unermesslichen Dogmas und können so die Frauen als neue Sklavinnen halten, ohne dass sich die (traditionelle ) Muslimische Gemeinschaft empört. Schlagen gehört zum guten Ton, da es anscheinend abgesegnet wird von Koran... Anscheinend habe schon Prophet Job seine Frau- wegen eines Schwurs- geschlagen. Wenn auch nicht heftig, ist es doch so, dass genau jenes Verständnis die Massen zur Gewalttätigkeit gegenüber den Frauen (und auch Männern und Kindern) anregt. Welch ein Hohn und welch eine Verleumdung, die da auf dem Buckel der Propheten und letztendlich auf dem Buckel Gottes ausgetragen wird..!
Übersetzer, die vorwiegend Männer, sich in ihrem Verständnis durch die Traditionen (Ahadithe) bestärkt fanden, trieben zum Teil Raubau mit dem koranischen Material. Teilweise veränderten sie den Sinn der Worte völlig, damit die Aussage sich mit ihrem (falschen) Verständnis deckte....
Nachfolgend nur ein paar Verzerrungen und falsche Übersetzungen, die – logischerweise- viele denkende Menschen dazu brachte, sich gar nicht erst mit dem Koran zu befassen.
Frauen schlagen- meint „adrab“ in jedem Fall schlagen?
4.34
Die Männer stehen ein (qauamuna) für die Frauen wegen dem, womit Gott die einen von ihnen gegenüber den anderen begünstigt hat (fadallAllahu ba eduhum ala ba ed ) und weil sie von ihren Gütern ausgeben und die rechtschaffenen (salihatu) Frauen sind gottergebene,(qanitatun) Hüterinnen des Verborgenen, weil Gott es behütet, und diejenige, deren Erhebung (nuschuzahunna) ihr fürchtet , so ermahnt sie und meidet sie im Bett und „schlagt“ (idribuhunna) sie und wenn sie (ataenakum) gehorchen, dann strebt nach keinem Weg gegen sie. Gott ist der Hocherhabene, Grosse.
Dieser Vers ist einer derjenigen, die völlig missverstanden wurden. Wir werden ihn nun ein wenig genauer unter die Lupe nehmen:
Schlüsselworte sind:
1. qauamuna : Verantwortlicher , Chef, Aufpasser,
- FadallAhu baedahum ala baed: fadal : besser, ausgezeichnet, oberhalb,
von Allah ausgezeichnet vor den anderen (wegen ihrer Verantwortung über die ganze Familie) - salihatu: rechtschaffen, gut,
- qanitatu: fromm, gottesfürchtig, gottergeben, (dasselbe Wort wurde benutzt, um Maria zu beschreiben.
- nuschuzahunna: sich erheben, rebellieren, aufstehen, auflehnen (dasselbe Wort wurde benutzt, um die höflichen Leute einer Versammlung zu beschreiben, welche sich erheben, wenn neue hinzukommen)
- idribuhunna: Dies ist ein Mulit-kulti -Wort. Es hat zahlreiche Bedeutungen
im Koran finden wir es sehr oft:
- reisen, rausgehen:3.156,4.1o1,38.44,73.20,2,273
-vorwärtsstreben: 2.60,7.160,8.12,20.77,24.31,26.63
- schlagen: 8.50,47.27
- festsetzen: 43.58,57.13
-geben(Beispiel):14.24,16.75,18.32,45,24.35,30.28,36.78
-ignorieren, wegnehmen: 43.5
-verurteilen: 2.61
-decken, werfen:24.31
-erklären:13.17
Nur schon vom Koran selbst sehen wir mehrere Bedeutungen dieses Wortes.Auch im modernen arabischen Sprachgebrauch wird dieses Wort sehr häufig in verschiedensten Zusammenhängen benutzt.
Ein anderes Beispiel von „daraba“ im Koran finden wir in 38.44:
Traditionelle Übersetzung:
„Und nimm ein Bündel Gras in deine Hand und schlag (adrib) damit, und breche nicht dein Versprechen/Bund“
Richtige Übersetzung:
„und nimm in deine Hand ein Bündel und reise (adrib) mit ihm, und breche nicht dein Versprechen/Bund“
Weshalb kann es zu solch verschiedenen Übersetzungen kommen? Ganz einfach wurde auch hier der Vers den Traditionen angepasst. In der Sekundärliteratur findet sich nämlich jene Story über Job, die besagt, dass er seine Frau geschlagen habe. Merke: Das Wort „Gras oder dünne Zweige“, welche von den Korankommentatoren eingefügt wurde, existiert im Original gar nicht, es ist einfach von einem „Bündel“ die Rede. Ohne die verwirrende Story wird die Übersetzung des Wortes „daraba“ auch klar: es bedeutet hier: forwärtsstreben, reisen, weitergehen.
Job wird angehalten, nach seiner Prüfung seinen Bund mit Gott nicht zu brechen und die Botschaft Gottes zu verkünden, nicht seine Frau zu schlagen..
Aber wieder zurück zum ersten Vers:
Als erstes finden wir die Auszeichnung der Männer vor den Frauen. Was heisst das? Gott will uns damit sagen, dass im Familienverband, wenn der Mann – in seiner traditionellen Rolle- als Ernährer agiert und „das Geld heimbringt“, er in diesem Falle die „Auszeichnung“ vor den anderen Mitgliedern der Familie erhält, als Vorstehender der Verantwortung. Diese klassische Rollenverteilung kann jedoch ins Gegenteil verkehrt werden, wenn die Frau jene Rolle des Mannes übernehmen muss. Es ist keine Abwertung in dieser Passage zu finden.
Wenn wir nun die Übersetzung vom 38.44 im Kopf behalten, werden wir die kontroverse Stelle „adribuhunna“ als „sie sein lassen“ im Sinne von „vorwärtsstreben, weggehen, weitergehen und solche Frauen ver-lassen“ übersetzen. Das Wort „nushuz“ im Zusammenhang mit diesem Vers ist wichtig, beinhaltet in diesem Fall nicht nur das erheben oder rebellieren. Wenn wir 4.34 sorgfältig studieren, stellen wir fest, dass das Wort im Zusammenhang mit dem Verborgenen, welches gehütet werden sollte, gebraucht wird. Eben dieses Verborgene wird von jenen Frauen nicht gehütet, das beinhaltet mehr als „nur“ Rebellion gegen gewisse Vorschriften, sondern impliziert ein Aufstehen gegen das Gesetz Allahs, indem das Verborgene öffentlich gemacht wird (durch Flirten, ausserehlich Beziehung etc) Es muss ein schweres Vergehen sein, um die Trennung im Bett und im Leben zu rechtfertigen... Das selbe Wort „nushuz“ findet sich auch in 4.128, in diesem Fall für die Ehemänner.
Das nächste Schlüsselwort ist „qanitat“, was nicht bedeutet dem Ehemann untergeben zu sein, sondern Gottergeben, fromm zu sein! (bitte vergleichen sie den Gebrauch in 2.116,238,3.17,43,16.120,30.26,33.31,39.9,66.5/12). Schlussendlich sagt der Koran am Ende des Verses, dass keinen Weg zur Trennung eingeschlagen werden solle, wenn die Frau zur Gehorsam zurückkehre. Hier ganz klar nicht die Gehorsam gegenüber dem Ehemann, sondern gegenüber den Vorschriften Allahs (keine ausserehliche Beziehung einzugehen oder anzustreben)
Zusammenfassung:
Das Wort „adribuhunna“ im Vers 4.34 kann nicht mit „schlagen“ übersetzt werden. Gott gibt uns drei Möglichkeiten, wie mit „nushuz“ umgegangen werden kann:
1-Geduldig sein und beraten
2-sich trennen im Bett
3- sich voneinander trennen (Scheidung)
Der Koran gibt im Gegenzug auch den Frauen Rechte, wenn ihr Mann „nushuz“ begeht: (4.128). Eine Frau zu schlagen löst nie ein Problem, sondern wird in jedem Fall die Situation noch verschlimmern.
Eine grammatikalische Erklärung desselben Problems:
Das Wort besteht eigentlich aus zwei Bestandteilen:
1 idribo Verb
2- hunna Personalpronomen (pl.fem.)
Im arabischen Wörterbuch wird man diesen Ausdruck „idribo + Pronomen“ als „schlagen“ finden. Auch neuere Wörterbücher übersetzen dasselbe Verb im Zusammenhang mit einem Pronomen, wie es im Koran erscheint, als „schlagen“.
Jedoch eine andere Form, auch im klassischen Arabisch wohl bekannt, ist: daraba + AN + Pronomen, welches bedeutet: „sich wegwenden, separieren, fernhalten. Von klassischer Seite her wird argumentiert, dass im Text die Präposition „An“ fehlt, so dass das Verb mit schlagen zu übersetzen sei.(Quelle: WEHR. H, A Dictionary of Modern Written Arabic, Edited by J.Milton Cowan, 3rd Edition, Spoken Languages Services,Inc. 1976, Page 538)
Es gibt keinen grammatikalisch gleichen Ausdruck im Koran, der zum Vergleich hinzugezogen werden könnte. Jedoch werden Studierende des klassischen Arabischs bei einer Suche in älteren Lexikonen feststellen, dass die Präposition „An“ nicht obligatiorisch ist, um die Bedeutung von sich wegwenden, separieren zu rechtfertigen.
Diese Tatsache kann sogar im Edwar Landes Lexikon nachgeprüft werden.( LANE. E.W, Edward Lanes Lexicon, Williams and Norgate 1863; Librairie du Liban Beirut-Lebanon 1968, Volume 5,Page 1779)
So kann der Term – auch ohne das fehlende „An“ - korrekterweise als sich wegwenden, separieren übersetzt werden!
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