Von Manfred Seegers
Der Begriff Karma wird im Buddhismus als das
Gesetz von Ursache und Wirkung verstanden. Der historische Buddha hat dieses
Thema als Grundlage aller anderen Lehren beim ersten Drehen des Dharmarades
erklärt. Ein klares Verständnis von den Ursachen, die immer wieder zu Leid führen,
ermöglicht ein Überwinden dieser Ursachen und damit das Erreichen des Endes vom
Leid, das Erleben dauerhaften Glücks. Negative Handlungen entstehen vor allem
durch Unwissenheit und bewirken mehr Schwierigkeiten. Positive Handlungen
basieren hauptsächlich auf stärkerer Achtsamkeit oder Bewusstheit und sind die
Ursachen für mehr Glück. Werden alle Ursachen für Erleuchtung gesetzt, wird
diese Wirkung, das Ziel von Buddhas Lehre, auch unweigerlich erreicht. Das ist
die Essenz aller buddhistischen Lehren über Karma.
Diesen Zusammenhang zu verstehen, ermöglicht
mehr Eigenverantwortung zu entwickeln. Wir bestimmen durch unsere Handlungen
selbst, was wir erleben. Frühere Taten, Worte und Gedanken wurden zu unserer
heutigen Welt und wir säen ständig die Samen für unsere Zukunft. Wir schaffen
hier und jetzt die Ursachen für alles, was wir erleben, denn jede Handlung von
Körper, Rede und Geist wird in unserem Geist gespeichert und reift später zu
der entsprechenden Wirkung heran. Auch wenn wir diesen Speicherungsvorgang
nicht bewusst wahrnehmen, können wir anhand der Erinnerung leicht überprüfen,
dass alle Erlebnisse einschließlich unserer eigenen Handlungen im Geist
gespeichert sind. Es lohnt sich daher, jede nur mögliche Gelegenheit zu verwenden,
um positive Eindrücke anzusammeln und Gewohnheiten, die mehr Schwierigkeiten
bringen als Nutzen, zu ändern.
Falsche religiöse Vorstellungen zum
Karma-Begriff
Wer von außen auf die Karma-Lehre Buddhas
schaut, ohne sich genauer damit zu befassen, kann leicht falsche Vorstellungen
darüber entwickeln. Diese sind meistens geprägt durch vorgefasste Ansichten,
die aus verschiedenen Richtungen kommen können. Die ganze Vielfalt solcher
festen Vorstellungen trifft man an, wenn man sich einige Internet-Foren anschaut,
in denen sowohl Nicht-Buddhisten als auch Buddhisten ihre Meinung zu diesem
Thema öffentlich darstellen. Wenn es bei einer Meinungsäußerung bleibt, oder
wenn zu dieser Thematik eine Frage mit einer gewissen Offenheit für die Antwort
formuliert wird, geht es nur darum, die entsprechenden Erklärungen zu bekommen.
Leider kommt es aber auch immer wieder vor, dass erfahrene buddhistische Lehrer
für ihre Aussagen zu diesem Thema heftig kritisiert oder sogar beleidigt
werden. Aus diesem Grund erscheint es hilfreich, einige der häufigsten Fragen
und Missverständnisse anhand klassischer Quellen zu klären.
Am Anfang eines kurzen Videos zum Thema Karma,
das im Internet zu sehen ist, fasst Lama Ole Nydahl in zwei Sätzen die beiden
Hauptkategorien von falschen Vorstellungen zusammen und erklärt die
buddhistische Sicht (von mir aus dem Englischen übersetzt): "Karma ist
Ursache und Wirkung. Es ist keine göttliche Vergeltung, kein Schicksal oder
etwas dergleichen, was auch immer noch nicht geschehen ist, kann geändert
werden."
Die Sicht der monotheistischen Weltreligionen
– hauptsächlich Judentum, Christentum und Islam – ist gefärbt von der
Vorstellung von Schuld und Sühne, sowie einer göttlichen Vergeltung für alle
Handlungen. Die Verantwortung wird damit an eine außerhalb stehende Instanz
abgegeben. Demgegenüber lehrt Buddha das Gesetz von Ursache und Wirkung. Er
zeigt uns "wie die Dinge sind" und ermöglicht uns damit, selbst
Verantwortung zu übernehmen. Negative Handlungen werden, wie oben erklärt, in erster
Linie aus Unwissenheit getan, denn jedes Lebewesen möchte ja Glück erleben und
Leid vermeiden, macht aber aus mangelnder Bewusstheit heraus immer wieder
Fehler. Die bei uns vor allem christlich geprägten Begriffe "Schuld"
und "Vergeltung" haben daher im Buddhismus nichts zu suchen.
Die andere Hauptkategorie von fehlerhaften
Ansichten zum Thema Karma besteht darin, den Begriff mit "Schicksal"
gleichzusetzen. Dies ist eine vorwiegend hinduistisch geprägte Vorstellung. Sie
kommt oft über die verschiedenen Yoga-Systeme zu uns in den Westen. Hier ist
mit der Aussage "das ist eben Dein Karma" gemeint, dass eine
bestimmte Erfahrung unabänderlich wäre. Auch diese Sichtweise ist dem
Buddhismus völlig fremd. Es heißt zwar zum Beispiel im Abhidharma-kosha des indischen
Meisters Vasubandhu: "Aus Handlungen sind die verschiedenen Welten
entstanden" (zitiert nach Gampopa, "Der kostbare Schmuck der
Befreiung", 1996, S. 82), aber dies bedeutet nicht, dass alles schon
festgelegt wäre. Wir könnten die eigenen Gewohnheiten sonst niemals ändern.
Tatsächlich ist es genau umgekehrt: Je klarer wir die Gesetzmäßigkeit von
Ursache und Wirkung verstehen, desto wirksamer können wir eingreifen und den
immer vorhandenen Freiraum nutzen.
Damit ist auch schon der Rahmen abgesteckt, um
sich mit dem letzten Teil der Aussage von Lama Ole Nydahl näher zu
beschäftigen. Dieser wird nämlich ebenso meistens von hinduistisch denkenden
Menschen missverstanden: "Was auch immer noch nicht geschehen ist, kann
geändert werden." Glücklicherweise ist die buddhistische Karma-Lehre so
grundlegend, dass sich die verschiedenen Schulen im Buddhismus in Bezug darauf
nicht widersprechen. Ein richtiges Verständnis der buddhistischen Sicht ist
hier nur eine Frage des Zugangs zu den klassischen Quellen. In seinem Grundlagenwerk
"Der kostbare Schmuck der Befreiung" (S. 95), erklärt der Meister
Gampopa, dass die noch nicht gereiften Auswirkungen von Handlungen nie verloren
gehen, "es sei denn, man wendet die richtigen Gegenmittel an".
In den Schriften der Theravada-Tradition
finden wir hier das Lonakapalla Sutta in der Sammlung Anguttara Nikaya III. 101
mit dem Titel "Die Karmawirkung". Anhand von vielen Beispielen zeigt
Buddha in diesem Sutta, dass innere und äußere Faktoren die Wirkungen von Karma
in vielfältiger Weise modifizieren können und dass nur unter dieser
Voraussetzung buddhistische Lebensführung und Praxis sinnvoll ist. Wenn Karma
nicht gereinigt werden könnte, würden die beiden letzten der Vier edlen
Wahrheiten - das Ende des Leids und der Weg zum Ende des Leids - keinen Sinn
machen. Die von Lama Ole Nydahl in dem oben erwähnten Video ebenfalls gelehrten
"Vier Kräfte der Reinigung von Karma" fassen die Methoden der
Überwindung von negativem Karma zusammen: 1. Das Bereuen oder Verwerfen von
Negativität, 2. die Anwendung von Gegenmitteln, 3. der Entschluss, es nicht
wieder zu tun und 4. das Ausführen von positiven Handlungen. Sie werden
ebenfalls in Gampopas Text ausführlich erklärt (S. 132-139).
Das klassische Beispiel für die vollständige
Reinigung von sogar äußerst negativem Karma ist die Geschichte des Mörders
Angulimala, der vom Buddha zur Rede gestellt wurde, sein Schüler wurde und
noch in dem gleichen Leben die Arhatschaft (Verwirklichung) erlangt hat. Sein
Gedächtnis-Stupa steht übrigens im nord-indischen Shravasti. Ähnliche Fälle
waren der Kaiser Ashoka und später Milarepa, der bekannteste Yogi Tibets. Diese
Beispiele erwecken ein tiefes Vertrauen in die kraftvolle Wirkung
buddhistischer Praxis. Es entspricht also deutlich der Lehre Buddhas, dass alles,
was noch nicht geschehen ist, geändert werden kann.
Die volle Kraft einer Handlung
Aber schon wenn es um Handlungen als solche
geht, zum Beispiel was eine Handlung vollständig macht, wird dies unter anderem
in den Internet-Foren in Frage gestellt, weil die entsprechenden Quellen
fehlen. Lama Ole Nydahl nennt in dem oben genannten Video vier Faktoren, die
einer Handlung die größtmögliche Kraft geben (wiederum von mir aus dem
Englischen übersetzt): "1. Zu wissen wie eine Situation ist, 2. zu
wünschen, etwas zu tun, 3. es auch tatsächlich zu tun oder tun zu lassen und 4.
hinterher zufrieden zu sein. Wenn einige dieser Faktoren fehlen, ist die Kraft
der Handlung geringer."
Im "Schatz des Wissens" (1983, S.
450-458) des 1. Kongtrul Lodrö Thaye (1813 - 1899) zum Beispiel werden diese
Faktoren nicht nur einmal genannt, sondern für jede der 10 negativen Handlungen
einzeln erklärt (von mir aus dem Tibetischen übersetzt). So werden zum
Beispiel bei der ersten Handlung des Tötens folgende Aspekte aufgezählt: 1. Die
Basis ist ein Lebewesen, dessen Geiststrom verschieden ist vom eigenen. 2. Die
Absicht besteht darin, dieses andere Wesen fehlerfrei wahrzunehmen (mit der
Absicht des Tötens). 3. Die Handlung besteht darin, dieses Lebewesen durch
Gift, Waffen usw. zu töten oder töten zu lassen. 4. Störgefühle sind allgemein
die drei Geistesgifte. Im Besonderen führt Zorn diese Handlung aus. 5. Der
Abschluss der Handlung besteht allgemein darin, dass die Handlung im Geist des
Handelnden als ausgeführt erlebt wird und eine entsprechende Reaktion erfolgt,
zum Beispiel Befriedigung darüber, dass die Tat gelungen ist und kein
Gegenmittel angewendet wird.
Weiter heißt es dort: "Diese fünf
(Faktoren) vollenden den Pfad des Karma (des Tötens usw.). Wenn irgendeiner
dieser fünf nicht vorhanden ist, geschieht zwar ein fehlerhaftes Verhalten,
aber der karmische Pfad ist nicht vollständig. Das gilt für alle folgenden
positiven und negativen Handlungen." Dies entspricht genau den Erklärungen
von Lama Ole Nydahl, außer dass seinen vier Faktoren, die eine Handlung
kraftvoll machen, hier eine weitere Kategorie der Störgefühle hinzugefügt
wird, die aber in anderen Darstellungen, zum Beispiel bei Gampopa, als mögliche
Ursache der Handlungen getrennt erscheint.
Individuelles und gemeinsames Karma
Nun kommen wir zu einer immer wieder heiß
diskutierten Frage, nämlich ob es das so genannte "kollektive Karma"
gibt oder nicht. Lama Ole Nydahl antwortet gegen Ende seines Video-Vortrags auf
die Frage, ob es "geteiltes (shared) Karma" gäbe: "Es gibt das
individuelle Karma und das bringt dich dann in eine Umgebung, in ein Setting
mit vielen anderen Leuten, die ein ähnliches Karma haben, das zu einer
bestimmten Geburt zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort führt. Dann
interagieren und arbeiten diese verschiedenen Dinge miteinander. Aber dabei
gibt es nicht so etwas wie kollektives Karma. Als Menschen teilen wir natürlich
all das Mögen und Nicht-Mögen, den Sinnes-Apparat und viele andere Dinge, den
Sinnes-Austausch mit der Welt um uns herum ausgehend vom menschlichen Körper.
Das ist natürlich klar. Aber in dem Moment, wenn wir diesen Körper verlassen,
ist jedermanns Geist dort draußen und erlebt die eigenen heranreifenden
Wirkungen."
Wenn es nur "individuelles Karma"
gibt, was bedeutet dann der Begriff "kollektives Karma", der nach
Meinung vieler kritisch Denkender bei Völkermord und anderen Massen-Ereignissen
zum Tragen kommen soll? Schauen wir uns an, was die klassischen Quellen dazu
sagen: Im Abhidharma-samuccaya von Asanga (u.a. zitiert im "Juwelenschmuck
der Befreiung" von Gampopa, S. 94) finden wir die Aussage: "Was
bedeutet Zugehörigkeit von Handlungen? Sie werden als zu uns gehörig
bezeichnet, weil wir selbst die vollen Auswirkungen unserer Handlungen erfahren
und weil wir diese nicht mit anderen Wesen gemeinsam haben." Gampopa merkt
an: "Wäre dies nicht der Fall, dann könnte sich Karma erschöpfen oder wir
würden den üblen Auswirkungen von Handlungen begegnen, die wir nicht selbst
begangen haben." Diese und weitere Quellen, zum Beispiel "Mahamudra,
Ozean des Wahren Sinnes" vom 9. Karmapa (1990, Teil 1, S. 39), belegen
eindeutig, dass es nur individuelles Karma geben kann, das im eigenen
Geiststrom heranreift und niemals in einem anderen.
Damit ist allerdings noch nicht geklärt, was
der buddhistische Begriff "gemeinsames Karma" bedeutet. Hier finden
wir eine weitere Einteilung im "Schatz des Wissens" (S. 458) des 1.
Kongtrul im Zusammenhang mit der Darstellung der vier philosophischen Schulen
im Buddhismus, speziell des Fahrzeugs der Hörer (Shravakas), in dem die Vier
edlen Wahrheiten in 16 Aspekten erklärt werden. Bei den Ursachen für Leid gibt
es eine ausführliche Erläuterung von Karma mit zahlreichen Einteilungen.
Darunter befasst sich die 5. mit der Erscheinungsweise von Karma. Diese hat
zwei Aspekte: 1. Das Karma für gemeinsame Erscheinungen und 2. Das Karma für
nicht gemeinsame Erfahrungen. Ersteres bedeutet, dass die äußere Welt und die
Wesen darin in übereinstimmender Weise erscheinen. In diesem Sinn kann man
durchaus von "gemeinsamem Karma" sprechen. Und dies ist auch genau
die Erklärung, die Lama Ole wie oben zitiert gegeben hat.
Der Theravada-Lehrer Nyanaponika Thera drückt
diesen Sachverhalt in seinem Artikel "Karma und seine Frucht"
("Buddha – Lebensweg und Heilslehre", 1999, S. 156), so aus:
"Aber diese ohnehin schon große Mannigfaltigkeit wird noch sehr stark
durch den Umstand erweitert, dass jeder individuelle Lebensstrom mit vielen
anderen individuellen Lebensströmen durch gegenseitige Beeinflussung ihres
jeweiligen Karmas verflochten ist." Also gibt es zwar eine gegenseitige
Beeinflussung, aber deswegen bleibt Karma trotzdem immer individuell, wird nur
im eigenen Geiststrom gespeichert und reift auch nur dort heran, wie Asanga und
später Gampopa gelehrt haben.
Eine weitere, sehr genaue Erklärung dazu
finden wir im Kommentar vom 1. Mipham Namgyal Gyatso (1846-1912) zum
Dharmadharmatavibhaga von Maitreya / Asanga unter dem Titel "Darlegung,
dass ein vom erfassenden Subjekt verschiedenes zu erfassendes Objekt nicht
existiert" (Verse 70-74, in Mathes "Unterscheidung der Gegebenheiten
von ihrem wahren Wesen", 1996, S. 199): "Wenn man daher dieses so
genannte gemeinsam zu Betrachtende genau untersucht und feststellt, dass das so
genannte Gemeinsame lediglich darin besteht, dass es ein ähnliches Erscheinen
für die individuellen Persönlichkeitsströme ist, dann ist damit ein gemeinsamer
äußerer Gegenstand nicht als Ursache für diese gemeinsamen Erscheinungen als
wirklich erwiesen, mögen jene Erscheinungen auch ähnlich sein. Den Lebewesen,
bei denen Prägungen in gleicher Weise aktiviert worden sind, erscheinen
ähnliche Orte usw., solange sich die Kraft dieser Prägungen nicht erschöpft
hat."
Karma und Leerheit
Als die letzte, ebenfalls sehr beliebte
Vorstellung soll das Argument widerlegt werden, dass Karma sowieso keine Rolle
spielen würde, wenn das Individuum und das Ego leer sind. Oder es wird
behauptet, dass wir mit dem Erwachen zur Leerheit aller Dinge das Karma als
nicht existent erfahren würden. Die Antwort darauf ist, dass der Buddha drei
Mal das Rad der Lehre gedreht hat und dass sich diese Lehren nicht
widersprechen, auch wenn sie fortschreitend immer tiefgründiger werden. Der
entscheidende Punkt ist, in keine der extremen Sichtweisen des Festhaltens an
wahrhafter Existenz oder Nichtexistenz zu fallen. So widerlegt der indische
Meister Nagarjuna in seinem Werk Ratnavali nicht das Karma, sondern die
inhärente Existenz von Ursache und Wirkung.
Mit dem vorher erwähnten Argument fällt man in
das Extrem des Festhaltens an Nichtexistenz. Aber eine falsche Auffassung von
Leerheit führt zu mehr Schwierigkeiten, denn dann wird es unmöglich, weltliches
und letztendliches Glück zu erlangen, sowie die Ursachen für Befreiung und
Erleuchtung zu setzen. Das ist auch der Grund für die oft zitierte Aussage des
indischen Meisters Saraha aus seinem Doha-kosha (nach Gampopa, S. 225):
"Solche, die an Existenz glauben, gleichen Hornochsen, aber an
Nicht-Existenz zu glauben, ist noch dümmer."
Im Kommentar zur Ratnavali von Gyaltshab Je
(1364-1432) (zitiert nach Eda, "Untersuchungen zu Nagarjunas
Ratnavali", 2005, S. 366) heißt es: "So geht derjenige, der die
Leerheit in falscher Weise auffasst, zugrunde und es erlangt derjenige das
Glück des Erfolgs [im Wesenskreislauf] und die allerhöchste Erleuchtung, der
die Leerheit im Sinne der abhängigen Entstehung verinnerlicht und [sie] richtig
versteht, nämlich bei [den Entsprechungen zwischen] der Tat und ihrer
Konsequenz ganz besonders beachtet, dass sie [dem Eigenwesen nach] leer
sind." Und im Langkavatara-Sutra, V. 137 heißt es: "Ich lehre immer
die Leerheit, die jenseits von Existentialismus und Nihilismus ist. Samsara ist
wie ein Traum und eine Vision und Karma verschwindet nicht." In den Worten
des zeitgenössischen Meisters Lobpön Tsechu Rinpoche (1918-2003): "Selbst
wenn man eine hohe Verwirklichung erlangt hat, sollte man niemals Ursache und
Wirkung vernachlässigen."
Das Thema Karma ist sehr komplex und erfordert
eigentlich eine viel umfassendere Darstellung, als sie hier möglich ist. Diese wird
aber bereits in allen buddhistischen Traditionen anhand entsprechender Quellen
gegeben. In einführenden buddhistischen Büchern findet man in der Regel
wenigstens kurze Abhandlungen zu diesem Thema. Ich möchte diese Antworten auf
einige zentrale Fragen und Kritikpunkte zur buddhistischen Karma-Lehre mit dem
Wunsch abschließen, dass dadurch eine größere Achtsamkeit auf karmische
Zusammenhänge entsteht, dass wir alle Handlungen von Körper, Rede und Geist,
die andere bewusst oder unbewusst schädigen, aufgeben können und möglichst nur
noch nützliche Handlungen ausführen. Verbinden wir diese Achtsamkeit mit
Einsicht in die Natur des Geistes, so befinden wir uns ohne jeden Zweifel auf
dem Weg zu dauerhaftem Glück.
Manfred Seegers: Nach Abschluss eines 5-jährigen
Studiums authorisierter buddhistischer Lehrer. Studierte und lehrte von 1990 -
2000 am KIBI in Neu-Delhi. Er trägt den Titel eines Master of Philosophy in
Religionswissenschaft an der University of Kent, England. Seine Bücher
"Buddhistische Grundbegriffe" und "Wissen über Meditation"
sind in viele Sprachen übersetzt . Er hält Vorträge und Seminare im In- und Ausland.
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