Dienstag, 18. Oktober 2011

Die Kopfbedeckung der Frau – die Streitfrage

Alle Leute wissen, dass die muslimischen Frauen ein Kopftuch tragen, genauso, wie es christliche Frauen noch ein Jahrhundert vorher getan haben und es Nonnen immer noch tun. Die Frage, die wir uns ernsthaft stellen müssen: Ist das Tragen einer Kopfbedeckung ein göttliches Gebot, ein Befehl, oder ist es kulturelle Tradition, die uns nicht mehr betrifft?

Ich bin, nach dem Studium des Korans auf die Sclussfolgerung gestossen, dass das Tuch eine Hilfe Gottes darstellt, es aber jeder Frau selbst überlassen ist, ob sie diese Hilfe benötigt und wünscht oder nicht. Da ich jedoch sehr neugierig bin und alles genau erforschen will, ging ich auf die Suche nach den Ursprüngen des Tuches, das die Welt bewegt:



Kopfbedeckung im Judentum

Aus dem Studium der Tora geht hervor, dass das Tragen eines Kopftuches eine Gewohnheit, eine altbekannte Tatsache war:

Die Frau von Isaak, Rebekka, trug einen Schleier (Genesis 24,65, Genesis 24, 51). Das sind nur zwei Beispiele, in denen das Tuch erwähnt wird. Wir finden auch einen Text der nennt sich „Haushaltung Gottes“, (Genesis 38, 14 und 36/37) wo ganz klar erklärt wird, dass und weshalb eine Frau sich bedecken müsse. Der Text kommt sehr frauenfeindlich daher, deshalb würde ich wagen zu behaupten, dass er sicher nicht original so überliefert wurde...
Im neuen Testament findet sich die berühmte Stelle im Korinther:




1. Korinther 11,2-16:

 «Ich erkenne es lobend an, dass ihr in allen Beziehungen meiner eingedenk seid und an den Weisungen festhaltet, wie ich sie euch gegeben habe. Ich möchte euch aber zu bedenken geben, dass das Haupt jedes Mannes Christus ist, das Haupt der Frau aber der Mann, und das Haupt Christi ist Gott. Jeder Mann, der beim Beten oder bei er baulichen Reden eine Kopfbedeckung trägt, entehrt sein Haupt; jede Frau dagegen, die mit unverhülltem Haupt betet oder erbauliche Reden hält, entehrt ihr Haupt; sie steht dann ja auf völlig gleicher Stufe mit einer geschorenen (Dirne). Denn wenn eine Frau sich nicht verschleiert, so mag sie sich auch scheren lassen; ist es aber für eine Frau schimpflich, sich das Haar abr schneiden oder abscheren zu lassen, so soll sie sich verschleiern. Der Mann dagegen darf das Haupt nicht verhüllt haben, weil er Gottes Ebenbild und Abglanz ist; die Frau aber ist der Abglanz des Mannes. Der Mann stammt ja nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann; auch ist der Mann ja nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen. Deshalb muss die Frau ein Zeichen der Macht auf dem Haupte tragen um der Engel willen»



(Was wir bemerken, dass die Texte im Vergleich zum Zehnten und des Gebetes eher rar gesät sind. Ob es wirklich soooo wichtig ist? …)

Ich bin bei meinen Recherchen noch auf eine Interessante Tatsache gestossen, die mir wichtig erscheint. Das Kopftuch stammt ursprünglich weder aus dem Christen- noch Judentum, sondern es taucht erstmals bei den Sumerern (3000v.Chr.) auf. Ich zitiere aus einem Bericht, den ich so gefunden habe:
Im polytheistischen System der Religion der Sumerer war es eine heilige Ehre für willige Frauen, zu den Göttern in ihren Tempeln zu beten und zu danken, indem sie als Braut der Götter zu einer „öffentlichen Frau“ wurden. Damit man sie von anderen Beterinnen unterscheiden konnte, mussten sie ihren Kopf bedecken, viel später- erst ca. 1600 v. Chr. führte ein assyrischer König die Kopfbedeckung auch für verheiratete und verwitwete Frauen ein. So bekamen diese Frauen den gleichen Status wie die „öffentlichen Frauen“, (die legal Geschlechtsverkehr haben durften) Später übernahmen die Juden diese Tradition und danach die Muslime von den Juden“. Laut derselben Autorin (cig) stammt auch der Turban von den Sumerern.

Nach der Autorin war eine „öffentliche Frau“ eine hochgeehrte Frau, sie lehrte die unzivilisierten Menschen wie man spricht, isst und trinkt und anscheinend auch , wie man Geschlechtsverkehr haben muss., Sie wurde als weise Lehrerin angesehen. Ich kann mich mit der „Geschlechtsverkehr- These“ nicht anfreunden, da sie mir den Fakten zu widersprechen scheint:
  • eine Frau widmet sich ganz den Göttern, ist nur für jene da
  • wird angesehen als weise, hochgeehrte Lehrerin
  • in einem Staat, wo Jungfräulichkeit (nach ärchäologischen Fundstücken) ein hochgeschätztes Gut war, d.h. , geschlechtsverkehr ohne Heirat verpönt- wie sollten dann diese weisen Frauen Prostituierte gewesen sein`?
Ich komme vielleicht später noch darauf zurück. Es geht ja in erster Linie ums Kopftuch.



War das Kopftuch war eine göttliche Verordnung bis heute?

Wie Gott uns im Koran sagt, schickte er zu jedem Volk einen Gesandten, der dessen Sprache sprach und die Leute zu Gott aufruf und ihnen ein gutes Vorbild war solanger er unter ihnen weilte. Nach dem Tode des jeweiligen Gesandten, durch das Unverständnis der Menschen, sich einen Gott vorzstellen, wurde der Gott zu vielen Göttern gemacht, die personifiziert und Sternen, Planeten, Dingen zugeordnet wurden. Aus Monotheismus wurde Polytheismus. Ein Gott wurde zu Göttern.

Im Lichte dieser Annahme erscheint das Kopftuch im obenerwähnten Zusammenhang genau gleich wie heute. Vergleichen wir eine Nonne, welche ein Kopftuch trägt, und ihre Ordenstracht, um den Leuten zu signalisieren: ich bin verheiratet mit Gott, mit den Sumererfrauen: sie ist geehrt als Weise, mit ihrem Tuch und der Kleidung drückt sie genau dasselbe aus wie ihre Vorfahrin - nur jene diente nicht Gott, sondern Göttern. Die Botschaft wurde verfremdet und die Leute gingen in die Irre. Vielleicht liess Satan sie noch mehr abirren und machte sie tatsächlich zu geehrten Prostituierten...Gott weiss es.Ich möchte den Faden weiterspinnen und komme auf den assyrischen König , der das Kopftuch einführte für verheiratete und verwitwete Frauen, um ihnen einen geehrten Status zu geben. Das heisst, um den Status einer Ehefrau und Witwe zu erhöhen. Es ist die schönere Interpretation als jene, dass das Ziel dieser Kopftuchpflicht gewesen sei, sie zu outen als nicht jungfräulich - und Gott weiss die Wahrheit.

Die Juden übernahmen dies. Einfach so? Ich habe bis jetzt noch nicht viele Gesetze, welche die Juden befolgen, unter „einfach so“, abhaken können.
Ich weiss zu wenig um hier genau Auskunft geben zu können. So bleiben zwei Thesen:

  • entweder ist das Jüdische Kopftuch-Gebot für Verheiratete eine kulturelle Überlieferung und wurde später als göttlich abgesegnet oder
  • das Jüdische Kopftuch war von vornherein ein Gebot Gottes, welches zum Teil verändert und verfälscht wurde.

Der Text aus dem neuen Testament müssen wir natürlich auch so betrachten, genauso wie die Ahadithe, die uns zur Verfügung stehen - nicht authentisch und sehr unsicher: So kommen wir nicht weiter! Die Frage bleibt: göttlich oder kulturell?


Der Koran nun sagt was genau:

Sure 24, Vers 31

Und sprich zu den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham bewahren, ihren Schmuck nicht offen zeigen, mit Ausnahme dessen, was sonst sichtbar ist. Sie sollen ihren Schleier auf den Kleiderausschnitt schlagen und ihren Schmuck nicht offen zeigen, es sei denn ihren Ehegatten, ihren Vätern, den Vätern ihrer Ehegatten, ihren Söhnen, den Söhnen ihrer Ehegatten, ihren Brüdern, den Söhnen ihrer Brüder und den Söhnen ihrer Schwestern, ihren Frauen, denen, die ihre rechte Hand besitzt, den männlichen Gefolgsleuten, die keinen Trieb mehr haben, den Kindern, die die Blöße der Frauen nicht beachten. Sie sollen ihre Füße nicht aneinander-schlagen, damit man gewahr wird, was für einen Schmuck sie verborgen tragen. Bekehrt euch allesamt zu Gott, ihr Gläubigen, auf dass es euch wohl ergehe.




Sure 24, Vers 60

Und für die unter den Frauen, die sich zur Ruhe gesetzt haben und nicht mehr zu heiraten hoffen, ist es kein Vergehen wenn sie ihre Kleider ablegen, ohne dass sie jedoch den Schmuck zur Schau stellen. Und besser wäre es für sie, dass sie sich dessen enthalten. Und Gott hört und weiß alles.

Sure 33, Vers 59



O Prophet, sag deinen Gattinnen und deinen Töchtern und den Frauen der Gläubigen, sie sollen etwas von ihrem Überwurf über sich herunter ziehen. Das bewirkt eher, dass sie erkannt und dass sie nicht belästigt werden. Und Gott ist voller Vergebung und barmherzig.
 


  • Gott sagt nicht „Kopftuch“, er spricht von „Etwas das Bedeckt“
  • Gott spricht die gläubigen Frauen, Töchter an
  • Gott erklärt den Grund: damit sie erkannt und nicht belästigt werden.
  • Gott erklärt, dass ältere Frauen ihre Kleider ablegen dürfen
  • Gott spricht von Schmuck. Schmuck ,kann auch bedeuten: Schöne Kleider, Gefieder ,Prunk, Reize
  • Im Kontext hat dieser Schmuck klar etwas mit Sexualität zu tun
  • Gott erklärt, man solle das Tuch über die Brust schlagen

Ich behaupte, dass des die unwahrscheinliche Weisheit Gottes ist, dass er diese Verse so offen gelassen hat. Wir können sie entweder interpretieren als

  • Kopftuch (wie es zur Zeit der Offenbarung ganz klar Tradtion und bekannt war), dass neben den Haaren jetzt auch noch um den Hals und die Brust geschlagen wurde.
  • Ein Tuch, (ohne speziell auf die Zeit der Offenbarung anzuspielen), das vor allem dazu diente, die Brust zu bedecken, das heisst, den offenherzigen Ausschnitt

Die zweite Möglichkeit hat unlogische Fakten:
  • Den Grund den Gott angegeben hat: ein Tuch, nur über die Brust geschlagen, kann das als Unterscheidungsmerkmal dienen, gestern wie heute? (Da ja der Koran bis ans Ende der Zeiten gültig sein muss. Frage: Ein Tuch, welches den Busen bedeckt, als Schmuck – kann es in der heutigen Zeit als Merkmal zur Unterscheidung für Gottesfurcht und Frömmigkeit erkannt werden? Und das Tuch sollte ja gerade den Schmuck verdecken, nicht selbst zu Schmuck werden.
  • Den Umstand, dass sie nicht belästigt werden sollen durch das Tuch
  • Das Tuch ist nicht das Kleid oder die Bluse, es ist ein weiteres Stück Stoff, dass über den Kleiderauschnitt geworfen wird, es ist also nicht legitim, im Sinne, „da ist nur offenherziger Ausschnitt gemeint und dann nehme man ein kleines Tüchlein und knote es um den Hals“, ja das ist auch ein Tuch, aber um den Hals, nicht auf der Brust....
  • Wie soll denn so ein Tuch uns beschützen vor Anmache? Ist es nicht so, dass das Kopftuch- eigentlich- ein Signal darstellt, bei Musliminnen wie bei den Nonnen: Ich bin eine ehrenhafte Frau, kommt mir nicht zu nahe, für Anzüglichkeiten bin ich nicht zu haben! Ein Mädchen, welches als Teenager Kopftuch trägt, symbolisiert ganz klar: ich bin eine „Frau Gottes „, eine „ehrbare Frau“, ich halte mich an die Jungfräulichkeit. Das Kopftuch in seiner ursprünglichen Funktion ist genau das, was Gott sagt: ein wirksamer Schutz gegen Anmache und eine Hilfe für das Mädchen, sich nicht in Gefahr zu begeben, in Discos zu gehen etc. Welches Mädchen mit Tuch geht schon in eine Disco? Wenn sie das will, dann schleicht sie sich in eine dunkle Ecke und entfernt das Tuch- und schlingt es sich vielleicht um den Hals..
    .
  • Ich interpretiere Haare auch als ein Schmuck, ein wesentlicher sogar, wenn wir sehen, wie viel Mühe und Zeit und Geld die meisten Frauen für ihre Frisur und ihr Haarstyling ausgeben, warum all dies, wenn nicht, um sich zu verschönern?(Deckt sich mit dem Befehl der Abrasur, da so der Schmuck weg ist, und zwar aller...)
  • wenn ich dem Koran Rechnung trage als Furqan, dann stelle ich fest, dass er eben jene Falschaussage und Falschinterpretation, welche im Judentum verbreitet wurden, korrigiert:
  • Das Kopftuch ist nicht als „ich bin keine Jungfrau mehr“ Erkennung gemeint
  • Das Kopftuch soll nicht bedeuten, dass die Frau sich so- symbolisch- vor dem Manne verneigt, sich untergibt, da er die „Macht über ihr Haupt“ besitzt.
  • Das Kopftuch ist ein Schutz vor Anmache und eine Hilfe, nicht zu sündigen
  • Das Kopftuch ist gedacht für Mädchen und verheiratete Frauen, um zu signalisieren: Ich bin ehrbar.


Gegen das Kopftuch spricht, dass ganz klar die Brust betont wird im Zusammenhang mit sexuellen Reizen als Schmuck. (Füsse schlagen, damit die Brüste nicht wackeln, die Bediensteten, die keinen Trieb mehr haben und Kinder, die Älteren Frauen...)
Können die Haare in diesem Zusammenhang als Schmuck / sexueller Reiz betrachtet werden? Das kommt ganz auf die jeweilige Person an. Die Geister trennen sich bei dieser Frage, arabische Männer sagen ganz klar: selbstverständlich ist das Haar sexuell anregend. Europäische Männer sind so abgestumpft, dass sie das sicher nicht so sehen...Dann wären wir wieder bei den anerzogenen Stereotypen. Es scheint verzwickt, und keine klare Lösung in Sicht...

Aber weshalb sagt es denn Gott nicht direkt? Weshalb das Rätselraten, all diese Diskussionen, all diese Vorträge, all diese Publikationen, all dies wäre nicht, wenn es doch klar wäre....?

Antworten:

  • Gott besitzt das komplette Wissen und die Weisheit. Er hat es extra offen gelassen, um den Frauen die Möglichkeit zu lassen, für sich selber zu entscheiden. Wenn ich, wie es heute in einem europäischen Land leider der Fall ist, in Gefahr bin, wenn ich das Kopftuch trage, durch Rechtsextremismus, Fremdenhass, höhere Gewaltbereitschaft, dann ist es im Sinne des Koranverses, dass ich eine andere Lösung finde: ich lege es a, weil eine Unterscheidung zur breiten sexualisierten Masse mich in Gefahr bringen würde. Die Formulierung ist so vage, damit ich mich nicht versündige, wenn ich es aus Angst ablege...
    Gelobt sei Gott mir seiner Weisheit.
  • Es relativiert seine Wichtigkeit; es hängt nicht unser Seelenheil von einem Stück Stoff ab. Es kann eine Hilfe sein, es ist ein Zeichen, ein „Outen“ als Gläubige, eine freie Entscheidung. Wer will tue es, wer es nicht kann, lasse es. Besser eine tugendhafte Gläubige ohne Kopftuch als eine untugendhafte Lügnerin mit Kopftuch.(Dass das Kopftuch inzwischen eine politische Aussage erhalten hat und fast zum Kriegsgrund avanciert, lag sicher nicht in Gottes Absicht...)
  • Zäumt das Pferd nicht mit dem Schwanz auf, der Glaube möchte vom Äussseren ins Innere lenken, nicht umgekehrt.
  • Die Häufigkeit , mit der das Tuch im ganzen Text erwähnt wird, spricht für sich; im Vergleich zum Gebet oder der Zakat können wir es als winzig einstufen...
  • Der Koran ist klar und vollständig, das heisst ist er unklar formuliert, geschah das mit Absicht (vergleiche Strafrecht, „hackt die Hände ab“)

Meine Schlussfolgerung ist auch unter Bezugnahme neuer Fakten dieselbe geblieben:

Ich tendiere zu jener Seite, für die das Kopftuch eine gottgewollte Ordnung darstellt, als eine Hilfe für die Gläubigen gedacht, vor allem in den Jugendjahren, die so voller Liebestaumel, Melodrama, grosser Gefühle sind. Ich masse mir jedoch nicht an, über andere zu urteilen, wenn sie zu einem anderen Schluss gekommen sind. Vielleicht sind meine Interpretationen falsch und die andere Seite ist richtig...Ich gestehe, dass mein Herz vielleicht den Verstand verdeckt, wenn es um dieses Tuch geht, da ich es gern habe. Ich finde es praktisch, nützlich, sinnvoll und schön!! Ja, ja ,das gibt es.... (Ich verweise auf meine Frauen-Seite)

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